Traumstation: Key dream

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05.04.2020

Sehr geehrter K,

was für wunderbare Träume, die zu Kunstwerken werden, die zu Träumen werden, Träume sind, die Wirklichkeiten sind und werden, so wie die Träume. Ganz herzlichen Dank dafür und im Anhang schicken wir Ihnen unsere Deutungen, die natürlich nicht anders können, als das weiter zu spielen und weiter zu spinnen, wohin es auch immer führt, es war eine Anregung, ein Genuss, eine Lust, um die es ja auch geht und wir hoffen, dass sie etwas damit anfangen können, dass es anregt und weiter erregt und bei der Gelegenheit möchten wir Sie auch fragen, ob wir vielleicht diese Träume und unsere Deutungen, die natürlich Ihnen sind und nicht uns, eventuell verwenden dürften, wenn es zu einer Publikation kommen wird.

mit freundlichen Grüssen

Ihre Traumstation

Traumstation: Deutung des Schlüsseltraums

Wie ist es mit dem Unbekannten, wer ist es? Er scheint da zu sein in dieser Wohnung, die seine Wohnung ist, von der aber in diesem Moment, in dem er mit ihr sie betritt, um sie ihr zu zeigen, doch nicht so genau weiss, was sie alles enthält, wie sie genau aussieht. Da hat jemand geschlafen, von der er nichts wusste, da gibt es ein Zimmer, von dem er nichts wusste, das zudem eine Türe hat, die zu einem anderen Aufgang führt, von der er nicht wusste.

Als er das erste Mal den Unbekannten sieht – natürlich von der anderen Seite des Raumes, wohl durch eine Tür hindurch, die offen ist – durchsucht er einen Kasten, der in mehrere Fächer unterteilt ist. Genau in der Mitte befindet sich ein verschlossenes Fach.
Da scheint es eine Parallele zu geben zwischen dem Träumer, der die ganze Wohnung durchsucht und auf verschlossene Türen und Zimmer zu stossen scheint und diesem Unbekannten, dem das selbe mit dem wunderschönen Kasten passiert, der mit schwarzen Intarsien verkleidet und geschmückt ist. Das ist doch eine wunderbare Beute: Nicht nur der schwarze Kasten – diese black box, die der Traum ja immer auch ist, die ein Kunstwerk, wie der schwarze Kasten ja auch eines ist, immer sind –, sondern auch die Entdeckung, dass dieser Unbekannte vielleicht er selbst sein könnte. Dass dieser Unbekannte die Beute sein könnte, dass er dieser Unbekannte ist, etwas an sich entdeckt, von dem er noch nichts wusste.

Und wie steht es dann mit der Begleitung, mit der Frau mit den blonden Haaren, mit den Beinen, bei der er sich fragt, ob er mit ihr schlafen können würde? Auch da ist etwas vergessen gegangen: Beim Aufschliessen der Wohnungstüre – überall werden Türen geöffnet, hinter denen sich Überraschendes kundtut – hat er wohl vergessen, dass er es ist, der ihre Reisetasche trägt. Er schaut sie nämlich ganz erstaunt an mit der Frage, wo sie denn ihre Reisetasche habe.

Da scheint es auch eine enge Verbindung zu geben zwischen den beiden, auch wenn die zunächst gar nicht spürbar ist. Zudem eine, die von Überraschungen und Ungekanntem geprägt ist. Sie kann sehr deutlich sagen, dass sie da nicht wohnen wollen würde, was er dann gleich mit übernimmt. «Du wirst hier nicht wohnen wollen.» Auch hier stellt sich die Frage, wer wer ist? Wer ist die Traumstation, sind wir die Traumstation, die sich in diesem Traum ganz offensichtlich ohne «T» zur Raumstation wandelt – im Übrigen eine Wortspiel, mit dem wir auch gespielt haben.

Da haben wir Parallelen, da haben wir Wiederholungen, also fangen wir nochmals von vorne an. Warum nicht? Es kommt ja auch noch ganz viel. Also wahrscheinlich ist, von dem ich dachte, dass es der Unbekannte sei, also der, der den Kasten durchwühlt, das ist also vielleicht doch H., auch wenn es da nicht mehr erwähnt wird.

Der kleine Junge mit dem dunkelgrünen Anorak, der bestens passt zum Grün dieses Zimmers, das von den Algen und anderem Gewächs geprägt ist, will den alten Mann besuchen, der hier wohnt. Wunderbar. Der Junge aber geht wieder die Treppe hinunter, er seinerseits in den morastigen, morastig grünen Raum, dorthin, wo der Junge den alten Mann besuchen wollte. Begegnungen, immer wieder neue Begegnungen, nicht zu zwischen ihm, dem Träumer, und den anderen, offensichtlich auch zwischen ihm und sich selbst, was es da alles für geheime Fächer hat in diesem Kasten, der die Räume ist, die der Traum sind, der er ist oder doch nicht er, also wer denn wo und was?

Dann kommt das Schattenboxen, eine natürlich grossartige Kampftechnik, bei der man vor allem mit sich selbst kämpft. Also wer ist der Kasten, also wer ist der Unbekannte in diesem Traum, ausser dass der Traum es natürlich ist. Das Gerät zum Schattenboxen ist ein speerähnlicher Gegenstand – aus zwei Bambusstöcken, also nicht einer, sondern zwei –, das am Ende auseinanderläuft in eine Gabelung. Da verdoppelt sich das Teil und wird zum Speer, der ihn bedroht, den Träumer. Sie sticht ins Schilf, sie sticht ins Unbekannte, er ist angetan von den geschmeidigen Bewegungen, so wie er angetan zu sein scheint von den blonden Haaren, von den Beinen dieser Frau, die ja auch die Wohnung nicht nur durchsucht, sondern auch durchsticht. Sie sticht ja zielstrebig ins Bad, die Frau.

Nun kommt es zu einem Kampf, der kein Schattenkampf mehr ist. Die Frau sucht ihn zu treffen – das ist ja wunderbar, könnte man sagen. Sie sucht ihn zu treffen, wo er sich doch fragte, ob er mit ihm schlafen könne. Und sie stemmt sich gegen ihn mit dieser Stange, die zwei Meter lang ist, sie treibt ihn rückwärts, die Bewegung wird immer schneller, immer lustvoller. Wunderbar. Da gibt es eine Distanz, da geht es nicht ineinander über, da ist es nicht gleich so, dass er schon sie ist, bevor sie weiss, wer sie ist, da ist es nicht so, dass er das Unbekannte schon gleich selbst ist. Sie hält ihn auf Distanz zwei Meter.
Und während der Bewegung versenken sie ihre Blicke ineinander, vollkommen ernst, vollkommen distanziert. Voilà! Und es ist zu sehen, es ist was zu sehen: Wie schön sie ist. Wie wunderschön sie ist, die Bewegung wird immer schneller, das Begehren wird immer schneller. Und natürlich plötzlich, als ob es der kleine Junge gewusst hätte, also plötzlich verwandelt sie sich in den alten Mann, in einen Opa, der aber sympathisch bleibt, der auch Spass hat an der Bewegung – und wir wollen hoffen, dass der Träumer nicht der Opa ist –, dann bricht die Bewegung ab, die offensichtlich dennoch immer noch eine mit der Frau gewesen ist, denn sie trocknet sich nun das Gesicht mit dem Handtuch ab und sagt: Das war’s. Er muss es akzeptieren, sie geht an ihm vorbei, ganz nahe in dem hautengen Trikot – atemberaubend muss es sein, so wie die immer schnelleren Bewegungen – reckt den Kopf zu ihm und drückt ihre weichen und warmen Lippen auf seinen Mund. Und er spürt ihre warme und schmale Taille unter ihrem Trikot. Was für eine Lust, was für eine Berührung, plötzlich keine Türen dazwischen, plötzlich kein Suchen mehr, aber da kommt es auch, wieder eine Türe, diesmal ein Absatz und dann geht es weiter mit:
«Nazis!» H. ruft es vor einer weissen Wand, frisch gestrichen, über die verteilt Abdrücke blutiger Hände sich von der anderen Seite durchdrücken. Die Berührung ist gefährlich, ist sie tödlich, sie ist blutig, ist sie Lust?
Eine Lust, die am Anfang schon beinahe vorbei zu sein schien, bevor es anfing. «Hier möchte ich nicht wohnen», hört er sie sagen, «Hier möchtest Du aber nicht wohnen wollen» hört er sich mehrmals sagen. Er hat ihr Zögern schon übernommen, es ist schon seines geworden, nicht nur einmal, sondern mehrmals, da muss man dann in der Tat lange suchen, bis man es wieder findet. Denn wo ist es? Bei den anderen, in den anderen Zimmern, es scheint nicht mehr zugänglich, bestens verschlossen zu sein in dem schwarzen Kasten, der black box. So kann es nur ein Schattenboxen werden. Warum eigentlich? Vielleicht deshalb, weil es gefährlich ist mit diesen Stangen, mit diesen spitzen Stangen, wer ist da spitz? Wer hat die Stange? Es kommt ja ständig zu Vertauschungen, der Boden wird glitschig und rutschig. Sie scheint gefährlich zu sein, diese Lust, diese lustvolle Bewegung, sie scheint gefährlich zu sein, diese Schönheit. Ob er wohl mit ihr schlafen können würde? Das war eine Frage.

Und wie kann man mit dem Traum schlafen? Auch eine grossartige Frage. Er soll ja dem Schlafen dienen, ist immer nah am Aufwachen, weil er ja diese Gefahr darstellt, die dann aufwachen lässt, da war ja die Rede von der albtraumhaften Szenerie, die draussen ist, diese Verwüstung. Ist also die Beute des Traumes der Schlaf? Das wäre ein bisschen wenig, weil man den doch gratis haben könnte. Die Beute des Traumes wäre schon eher die Lust und ihre Faszination, die auch zwei Seiten hat wie die vielen Türen und Zimmer, die vielen Räume im Traum, von denen wir schon hörten, dass die Träume zu ihnen mutieren können, dass deshalb die Traumstationen Raumstationen werden, sich verwandeln so wie die wunderschöne Frau im Moment der Lust zum Opa. Nein, nein, wir von den T Raumstationen wollen natürlich keine Opas sein, was natürlich nicht ausgeschlossen werden kann. Opas mit «T» würden dann immerhin Topas geben, was für ein glitzernder Stein, so schön wie der Traum, der auch weitergeht von Zimmer zu Zimmer, von Raum zu Raum, von Traum zu Traum geht er weiter.
Und so fangen wir nochmals von vorne an, vielleicht nicht von vorne, es geht ja auch von der anderen Seite von rückwärts, von hinten geht es auch, so wie die Treppe von der rückwärtigen Seite des Hauses auch in das Zimmer führt, es öffnet von hinten, was für eine Beute, dieser Traum, glitzernd funkelnd dieses Licht von allen Seiten.

Und ganz offensichtlich glitzert er nicht nur, der Traum. Er klingt auch, der speerähnliche Gegenstand verzweigt sich, wird zu einer Gabeil, die zur Stimmgabel wird, so wie ein Raum in den nächsten übergeht, so wie ein Traum in den nächsten übergeht. Und der nächste ist eine Stimmgabel, eine klingende, ganz offensichtlich aber auch eine gefährliche und wenn die Stimmgabel natürlich eine Stimme hat und vielleicht auch zwei Stimmen hat, weil sie zwei Gabelenden hat, dann kann man sich natürlich fragen, wie es mit den beiden Gabeln steht, wie es mit den Traumstationen und den Raumstationen steht, was für einen Klang die ergeben, was für einen Kampf in diesem Klang mitklingt und wie dieser Kampf einer der Lust und mit der Lust ist und wie ist es mit den Stimmen, wenn man an Odysseus denkt, der sich die Ohren verstopfen musste mit Wachs, damit er ihnen nicht erliegt, den Stimmen, den gefährlichen Stimmen der Sirenen, ist es vielleicht deshalb am Anfang schon vorbei bevor es überhaupt angefangen hat und wie betörend sie singen, unsere Träume, die Räume erfüllen mit diesem Klang, der dauert dann an, der Klang, er klingt immer weiter, der Traum klingt immer weiter – das kann man ja auch hier sehen, dass er nicht aufhört, immer noch eine Runde und noch eine Runde – und er ist nicht nur handfest, so handfest wie die Stimmgabel, er ist eben gleichzeitig auch körperlos wie der Klang, wie die Stimme, die immer von woanders her kommt, uns umgibt, ganz nah uns umgibt wie dieser Kuss am Ende, sich auf uns legt mit weichen, warmen Lippen, mit betörenden Lippen auf uns liegt, uns einhüllt, uns umgibt. Der rote Ton ist dann auch nicht nur der der Stimmgabel, dieses Dings, dieses Gegenstands, der rote Ton ist auch der der Lust, die durch die Wände dringt, der nicht von den Wänden abgehalten werden kann, so viele es auch gibt, der rote Ton ist auch so leicht und flüchtig wie der Klang, wie diese Lust des Trikots, der Berührung, die hauteng ist, die eine ist und fast doch keine ist.

Und klar, stösst der Traum auch zu. Er ist wie eine Lanze, wie diese Gabel, die auch Stimmgabel ist, die auch Sprache ist, auch Schrift, eine Schrift, die an der Wand züngeln kann wie bei Belsazar, der lästert, der die Gefahr herausfordert, das Verbotene. Der Traum und seine Beute, seine Ausbeute, die nicht nur virtuell bleibt, die nicht nur Klang bleibt, die sich auch schreibt, die sich einschreibt, die sich ausschreibt, aus sich heraus schreibt und den Dingen einen Stempel aufdrückt, so wie der Druck, so wie die Schrift eine gedruckte ist, die eine des Traumes ist, einer Maschine, die sich in die Dinge einschreibt und in ihnen eingeschrieben ist. Dann hat man sie wieder auf Distanz, in den Dingen, in der Schrift, in dem Buch, das man vor sich liegen haben kann, das man von sich gestreckt halten kann. Der Traum stösst einem zu und er stösst zu – das hat die Gabel ja vorgeführt, die eine Stimmgabel ist, eine Stimme, die von der Frau geführt wird, von dieser Verführung der hautengen, die dann doch nochmals auf Distanz gehen kann, er stösst zu der Traum, man entkommt ihm nicht, kann Zimmer und Zimmer, kann Raum an Raum reihen und wird ihm nicht entkommen, manchmal wiederholt er sich auch – wie im gegebenen Falle – dann folgt Traum auf Traum, er wird zu einer Serie, weil man ihm nicht enkommen kann, seinem Zustossen, seinem Zustoss, weil man zu seiner Beute werden muss, nicht anders kann als zu ihr zu werden, zu diesem Buch, in dem er steht, das man dann nicht mehr nur in der Hand hält, dass man selbst ist, so wie diese Räume, dieser Unbekannte, von dem man nie weiss, wo er ist, wo er herkommt, der Traum.

Und natürlich ist er ein Film, ein Bild, das sich bewegt, so wie hier in dieser Bilderfolge, in der es sich bewegt, auch wenn sonst alles steht – so wie es jetzt ja auch der Fall ist, wenn alles steht, sich nichts bewegt, sich nichts zu bewegen scheint und es eben dennoch tut und wie es das tut, das zeigt der Traum, dieses bewegte Bild, so wie es ständig Bewegungen gibt im Traum, vom einen Raum in den nächsten, von hinten und von vorne, die Bewegungen werden immer schneller und schneller und lustvoller und lustvoller, sie explodieren, die Bewegungen und gehen immer weiter und so ist es ja mit den Filmen, dass sie aus Stills bestehen, dass sie aus einzelnen Bildern, aus einzelnen Cadren, aus einzelnen Räumen bestehen, hintereinander gereiht, die Wände, die Trennungen, die Schnitte überspringen, das eine Bild ins nächste tragen, übertragen, auch wenn sie zum Opa wird, geht es weiter, auch wenn der kleine Junge, wenn H. kommt, geht es weiter, es bleibt nicht stehen, der Traum bleibt nicht stehen, er fliesst, es ist ein Fluss, pantha rei, am Ort und diesen sprengend, über ihn hinausgehend, das ist der Traum, er ist ein Film, ein Agentenfilm – Agent Traum Traum Agent hiess die Veranstaltung, die immer weiter geht, so wie die Serie, so wie Agenten, so wie der Traum kein Ende hat immer schon angefangen hat und eben gerade nicht zum Ende kommt, auch wenn man nicht in ihm Wohnen möchte, das kann man wiederholen so oft man will, das hat immer beide Seiten, den Anfang und den Schluss und sie kehren sich, so wie seine Faszination beide Seiten hat, den Schrecken, das Blut, die Lust, die Anziehung, die sich abstösst mit der Stange, der langen zwei Meter langen Stange, die die Anziehung abstösst, das geht weiter, das hört nicht auf, so wie die Serie, die auch kein Ende hat, ein Film ist, der nicht einfach geschrieben und gedreht ist, sondern sich immer weiter schreibt und weiter dreht.

Jaaaaa, und was für eine rote Hose, was für eine rote Stimmgabel, die tanzt natürlich, die tanzt die Stimmgabel, die Hose, die Frau, diesen Raum lässt sie tanzen, wie kann man sich ihr nicht hingeben, dieser Stimmgabel, dieser Stimme, diesem Tanz, diesem Traum, natürlich feinfühlig, aber das wissen wir ja, sie hat auch ihre beiden Seiten, da gibt es eben nicht nur eine, nicht nur die Feinfühligkeit, sie ist auch ziemlich rot und das knallt, das Rot, das Rot der Stimmgabel, das auch das Rot an der Wand ist, diese blutigen Spuren eines blutigen Kampfes, bei dem es um Leben und Tod gehen, jaaaa, ums Leben, gar keine Frage, aber eben ja doch auch um den Tod, der ja in dem ganzen Traum gegenwärtig ist, auch dann, wenn die Türen offen sind wie hier, in diesem grossen, in diesem weiten Raum, aber dann sind sie auch immer wieder verschlossen, in ihnen das Abgeschlossene, das Eingeschlossene, der Abgrund, auf dem man tanzt, über dem man tanzt, der tanzen lässt an seinem Rand, mit Grazie, diese Bewegung der weit ausgestreckten Arme, der einladenden Arme, er lädt uns immer wieder ein, der Traum.

Und ist es nur die Frau, ist es nicht auch der Traum, der zum Tanz einlädt, ist die Frau ein Traum, die Traumfrau ist sie, ist sie deswegen nur ein Traum und wie ist es mit ihrer Wirklichkeit, die dann ganz heftig werden kann, die dann ganz stark werden kann, die zustossen kann, so wie der Traum, der sie auch ist und ist der Traum eine Frau, das ist wohl so, diese Verführung, die er ist, er stösst nicht nur zu, er will uns erreichen, er streckt die Hand aus nach uns, man geht mit ihm auf die Reise, hat die Reisetasche in der Hand, die ja ihre ist, die ja der Traum, die des Traumes ist, man hat sie in der Hand, es dann doch vergessen, auch wenn sie die Hand, den Arm so ausstreckt, so ausstreckt wie die Stange, die dann zwischen ihr und ihm ist, dem Träumer, zwischen uns und dem Traum, der ja immer auch unzugänglich bleibt, so wie sie es zu sein scheint, auch wenn sie das Zustossen doch sucht und will, auch wenn sie sich ganz nahe an ihm vorbeibewegt, vorbeischlängelt, wie eine Schlange, die auch der Traum ist, auch er ist eine Schlange, geht immer weiter, legt sich um uns wie der Klang, hüllt uns ein, in welcher Absicht drängt sie sich heran, die Schlange, der Traum, die Frau, in welcher Absicht, was will sie von uns, das bleibt immer auch unzugänglich bei allem Winken, bei allem Ausstrecken, das geht auch immer weiter, dieses Suchen nach einer Beute, die ein Gegenstand sein könnte, etwas Festes, so wie ein Buch, in dem es steht, das geht immer weiter und streckt sich aus und in dem Ausstrecken bleibt es fern und auf Distanz, das haben wir gesehen, das erfüllt den Traum, diese Distanz, die er ist, die er überbrückt, die er schafft so wie die Brücke überbrückt und gleichzeitig sie schafft, diese Distanz.

Und das ist ja grossartig, wie die ganz grosse Nähe gleichzeitig Distanz schafft, wie es ist, wenn man die Distanz ganz nahe holt, wie es ist mit der Augenblickskugel und der ist doch ganz nah der Augenblick, gleichzeitig so kurz, so schnell wie die Bewegung, diese lustvolle, diese Lust, die ganz schnell ist und schon wieder vorbei wie der Augenblick, der so nah ist und gleichzeitig so fern, so ist auch der Traum so nah und so fern gleichzeitig, das ist Caravaggio und sein Selbstporträt, in dem die Hand so gross wird, weil sie so nah in dieser Nähe so verzerrt wird, und natürlich verweile doch oh Augenblick, Du bist so schön, und dann ist er verschwunden, dann ist es geschehen, dann ist man gepackt und ob es der Teufel, ob es Mephisto ist, wir wissen es nicht, es ist die Verführung, die der Traum ist, hauteng und auf den Lippen dieser Kuss, so weich und so warm ist es, ist sie, diese Lust, diese Verführung, die auch Verzerrung ist, das Schöne nur noch schöner macht und wie ist es dann, wenn er vorbei ist, der Augenblick, wie ist es mit dem Schönen, wie ist es mit dem Traum, verblast er, bleibt er, von welcher Seite zeigt er sich von hinten oder von vorne, dreht sich alles plötzlich um und bleibt verschlossen, was gerade noch so offen war, plötzlich kein Boden mehr unter den Füssen, wenn es immer schneller wird mit dieser Lust, da kommt alles ins Rutschen, was macht es mit mir, was macht er mit mir, dieser Augenblick der Lust, ihrer Lust, ihrer Nähe, ihrer hautengen Nähe, sie macht mich so ganz, sie erfüllt so, diese Lust und ja, wie ist es, wenn sie geht, wenn es das war, soll es dann besser gleich schon Anfang an gewesen sein? Da möchte ich nicht wohnen und mehrmals und immer nochmals, alles verschwimmt vor den Augen, der Augenblick verschwimmt, weil er so nahe ist, weil er so extrem nahe ist, dass er verschwimmt, ist je näher, je besser, je näher, je schärfer und wie ist es mit der Distanz, mit dieser Gabel, mit dieser Stange, die zustösst, der Augenblick, der trifft uns – auch im Traum – und schon ist er vergangen und wir suchen ihn weiter, fangen immer wieder von vorne an…

Unter der Lupe, der Augenblick ist immer unter der Lupe und gleichzeitig schon vorbei, in ihm verschränken sich die Augenblicke, das da sein und nicht mehr da sein, werden eins, die Vergangenheit und die Zukunft fallen zusammen, die Gegenwart fällt in sich zusammen, um so erst recht zu sein in dieser Gleichzeitigkeit von dem was ist, das schon gewesen ist und dem was kommt was schon wieder weg ist. Ist es schon weg, bevor es gekommen ist, wo sind die Brüche, die gehen ineinander, die Zeit bricht zusammen, die Zeit ist nicht mehr chronologisch, der eine Augenblick nicht vom nächsten gefolgt, weil in ihm sie sich küssen, hauteng küssen und das war’s dann, schon wieder vorbei, die Beute des Augenblicks, des Traums, der so gegenwärtig ist, die Beute löst sich schon wieder auf, sie lässt sich nicht in einem Buch festhalten, auch nicht einfach in der Feinfühligkeit, weil sie sich überholt und überholt wird, was immer auch brutal ist, schmerzlich ist, wenn es das war, wenn es vorbei ist, in dieser Gleichzeitigkeit, die alles auflöst und in ihr nichts mehr lässt als die Auflösung, diese Lust der Auflösung, diese Auflösung als Lust, der Lust, die sich durch die Wände drückt, an den Wänden schreibt mit Blut, mit der Vergänglichkeit, mit den Schmerzen, dem Tod, der immer da ist im Traum, weil er ohnehin von irgendwoher kommt, wo Augenblick ist und der schon vorbei, er ist da und vergeht, was für eine Schönheit, dieser Kuss …

Und da haben wir ihn, den schwarzen Kasten, der ja die black box ist, die im Traum schon tanzt, die sich zeigt und gar nichts sehen lässt, da haben wir sie, und natürlich schliesst er sich mit allem zusammen, der Traum, mit dem nächsten, mit dem vorherigen, mit der Zeit, die er auflöst, mit den Räumen, die er ebenso auftut und abschliesst, er ist die Schnittstelle par excellence, er ist die Verbindung par excellence, er ist so virtuell wie ein Email, wie der Klang, die Stimmgabel, die Stimme, er ist so virtuell wie die flammende Schrift an der Wand, verbindet sich mit in allem, in ihn geht es ein, das was herumliegt in dem grossen Raum, in dem getanzt wird, das was auf dem Boden liegen bleibt als Abfall, in ihn geht alles ein, aus ihm heraus wird alles, er geht in alles ein, was drumherum steht, er streckt sich aus, er reckt sich, die Berührung bleibt nicht aussen, sie stösst zu, geht in uns ein die Traumstationen, die Raumstationen berühren sich, bleiben nicht äusserlich und wie es mit dem Nabel ist, das wissen die Götter und sie wissen eines, dass es nicht einen gibt, dass er im Plural ist, so wie er unbestimmt ist, wie der Augenblick, der auch der Traum ist, auch wenn er noch so spitz ist wie die Lanze, die Gabel, wie der der Pfell, der Schuss, er bleibt unbestimmt und deshalb geht er auch weiter in dieser Unbestimmtheit, mit seinen Brüchen, die nicht nur zusammenbrechen, sondern gleichzeitig auch explodieren und aus sich heraus gehen und immer weiter gehen, mal sehen, was da kommt…..

Traum: Schlüsseltraum